Seoul

Allheilmittel Ginseng

Vier schlanke, hohe Glasgefäße mit eingelegten knorrigen Ginsengwurzeln
Ginseng wird in allen erdenklichen Formen angeboten (© Klaus A. Dietsch)

Die Ginsengwurzel, der wegen ihrer menschenähnlichen Form die groteskesten Wunder zugeschrieben werden, wurde bereits um 200 vor Christus in Korea angebaut. Zur Zeit der Drei Königreiche (bis 668) herrschte ein reger Export nach China und Japan. Heute wird das Allheilmittel Ginseng, das angeblich nur in Korea die besten Wachstumsbedingungen vorfindet, in alle Welt versandt.

Wenn es die Berggötter nicht gäbe, so meinen manche alten Koreaner, wäre das Ernten wilden Ginsengs erheblich leichter. Dann nämlich könnten die Menschen ganz sorglos in die Berge gehen, um nach den »Wurzeln des Lebens« zu suchen und zu graben. So aber lebten sie in Furcht vor der Rache der Götter.

Aber ob das der Grund ist, dass der wilde Ginseng noch heute mit Abstand der teuerste ist? Wer ihn findet, macht über Nacht sein Glück. Bauern, die Ginseng anbauen, werden dagegen nicht reich. Der Staat überwacht Produktion und Verkauf. Er hat auf Ginseng – wie auch auf Tabak – das Monopol.

Das Seoul am nächsten gelegene Hauptanbaugebiet ist die vor der Mündung des Han-Flusses liegende Insel Ganghwa. Ginseng, Ginseng und nochmals Ginseng – in allen Verarbeitungsarten gibt es die sagenumwobene Wurzel auf dem sehenswerten Pungmul-Markt in Ganghwa-Stadt (tgl. 8–20 Uhr, außer am 1. und 3. Montag des Monats) und in zahlreichen Shops rund um den Marktplatz. Aufschluss gibt auch das Ginseng Center (329 Ganghwa-daero, tgl. 9–20 Uhr).

Kleine Ginsengpflanzen sind mit Planen überspannt
Ginsengfelder werden gegen zuviel Sonne oder Regen geschützt (© JUN3/shutterstock.com)

Dreierlei Ginseng – viele Anwendungen

Ginsengfelder sind leicht erkennbar. Sie sind mit Matten überdacht, damit die empfindlichen Wurzeln nicht zu viel Regen oder Sonnenlicht abbekommen. Fünf bis sechs Jahre braucht Ginseng, um reif zu werden. Er beansprucht sorgsame Pflege. Deshalb sind auch die Feste anlässlich der Ernte die üppigsten, die man in Korea kennt.

Es gibt drei Arten Ginseng, den wilden schon ausgenommen: weißen, roten und Wasserginseng. Der weiße wird in der Sonne getrocknet, der rote im Schatten. Er wird später gedämpft, wobei er sich leicht rosa verfärbt. Diese Art ist von den dreien die teuerste. Wasserginseng wird nicht getrocknet. Man kann das Wundermittel als Pulver, in Kapseln, als Tee oder in Likör erwerben.

Allen Formen wird dasselbe nachgesagt: Ginseng hilft angeblich gegen Krebs, wirkt auf das Nervensystem beruhigend, aber auch anregend, regelt den Blutdruck, stimuliert innere Organe, senkt Fieber, stabilisiert die Körpertemperatur, hilft, einen »Kater« zu vertreiben, und sorgt für ein langes Leben.

Cover Trescher-Reiseführer Seoul 2024

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer SEOUL von Klaus A. Dietsch.

SEOUL

Mit Incheon, Suwon und Ganghwa-Insel

3., aktualisierte Auflage 2024
256 Seiten
ISBN 978-3-89794-644-6

18,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu Zielen in ASIEN erschienen.