Pintxos – im baskischen Häppchenhimmel

Sie stehen in Glasvitrinen ausgestellt in so gut wie jeder Bar. Man nimmt sich einen der bereitgestellten Teller und bedient sich selbst. Oft wird jede halbe oder ganze Stunde von der Bedienung noch eine spezielle Kreation gereicht. Am Ende wird nach der Zahl der übriggebliebenen Zahnstocher, die dem Ganzen physikalische Stabilität geben, abgerechnet.

Die relative junge Tradition bedeutet analog zum spanischen Tapeo, ein Getränk und ein pintxo in einer Bar, danach geht es in die nächste. Sich von den leckeren Häppchen zu ernähren, kommt nicht unbedingt preiswert, macht aber ungemein Spaß. Die Altstädte von Bilbao und San Sebastián ziehen an jedem Abend Tausende zur Kneipenrunde an, Pamplona und Vitoria sind annähernd so lebendig, in kleineren Städten ist die Auswahl an Bars und pintxos meist kleiner.

Die Basken befolgen bei der Tour durch die Tavernen eine gewisse Etikette: Man muss nicht in jeder Bar einen pintxo essen, Getränke haben Priorität. Eine Gruppe verlangt niemals, die Rechnung getrennt zu begleichen. In jedem Lokal zahlt ein anderes Mitglied oder man wirft vorher zusammen. Um nicht schon früh am Abend schlapp zu machen, bestellen viele sehr kleine Getränkeportionen von 100 bis 150 Millilitern in einem flachen niedrigen Glas. Ein solches Bier ordert man als zurito, einen Wein als txiquito.

Für viele Besucher ist dieses Erlebnis eines der Highlights der Reise, für die Basken ein Teil ihres Selbstverständnisses. Im politischen Hintergrund ist man sich sehr bewusst, welche Anziehungskraft der weltweite Ruf der heimischen Küche ausübt. Während die meisten anderen Regionen der westlichen Welt auf Ausbildungsstätten in Wissenschaft und Hochtechnologie setzen, hat die baskische Regierung gastronomische Schulen und Hochschulen massiv gefördert.